Die Kindertagesstätten im Saarland stehen vor enormen Herausforderungen. Das wurde bei der Fachveranstaltung der CDU-Landtagsfraktion am 22. September im Landtag deutlich. Unter dem Titel „Verlässlich. Bedürfnisorientiert. Zukunftsfähig. Was Kita heute leisten muss – und was sie dafür braucht“ diskutierten Politik und Praxis über die angespannte Lage in den Einrichtungen. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Jutta Schmitt-Lang, lieferte den bildungspolitischen Impuls, bevor Susanne Kunz vom Fachkräfteverband Kita Saar und Nicole Leinenbach, Leiterin der Fachberatung katholischer Kindertageseinrichtungen Bezirk Saarland, praktische Einblicke in den Kita-Alltag gaben.
Die Präsentationen sowie die anschließende Diskussion mit dem Publikum, moderiert vom CDU-Bildungsexperten Frank Wagner, machten deutlich: Die saarländischen Kitas stoßen immer mehr an ihre Belastungsgrenzen. Die Teilnehmer forderten weitreichende strukturelle Veränderungen. Die Beitragsfreiheit sei wichtig, dürfe aber nicht zulasten der Qualität gehen. Verlässliche Kitas mit festen Öffnungszeiten seien unerlässlich – sowohl für Eltern und Arbeitgeber als auch für die Kinder selbst. Dafür braucht es gute Rahmenbedingungen. Zu große Gruppen, unzureichende und nicht auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmte räumliche Kapazitäten sowie eine stetige Zunahme von Aufgaben in Dokumentation, Verwaltung und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten belasten derzeit jedoch die Fachkräfte erheblich.
Besonders kritisch wurden die unzureichenden Personalschlüssel bewertet, zugleich bräuchte es mehr Leitungsfreistellung, eine Berücksichtigung von Ausfallzeiten der Kolleginnen und Kollegen sowie verlässliche Vor- und Nachbereitungszeiten. Quereinstiege seien zwar möglich, jedoch fehle es an einem tragfähigen Gesamtkonzept zur praktischen Umsetzung. Um dem drängenden Fachkräftemangel zu begegnen, sei ein umfassender Ansatz notwendig, der alle relevanten Bereiche einbezieht. So benötigt nicht nur die Ausbildung eine Aufwertung, etwa durch Vergütung, bessere Praxisanleitung und mehr Durchlässigkeit, sondern es müsse beispielsweise auch die Anerkennung ausländischer Abschlüsse vereinfacht und Quereinstiege mit realistischen Einarbeitungszeiten ermöglicht werden.
Die zunehmend intensive Begleitung von Eltern wurde als weitere Herausforderung identifiziert. Der Ausbau von Kita-Sozialarbeit und die Schaffung von Familienzentren könnten hier Entlastung bringen. Gleichzeitig nehmen die Anforderungen im Umgang mit Eltern zu, die in vielen Fällen als herausfordernder wahrgenommen werden. Ein zentraler Punkt der Diskussion war auch die Forderung nach einem langfristigen Bildungsfrieden. Eine parteiübergreifende Verständigung und ein verlässlicher Fahrplan für mindestens zehn Jahre seien notwendig, damit Qualität gesichert und nicht bei jeder Legislaturperiode neu umgestoßen werde.
Die Experten nahmen auch den Übergang Kita – Schule in den Blick. Das Kooperationsjahr mit den Schulen müsse verbindlicher gestaltet werden und dürfe nicht ständig abgezogen werden, wenn Lehrerausfälle in den Schulen kompensiert werden müssen. Immer mehr Kinder seien zum Ende der Kitazeit nicht schulfähig – dafür brauche es gezielte Programme und Förderangebote, vor allem im Bereich Sprachförderung. Eine reine Dokumentation der Probleme sei nicht zielführend.
Die Kernbotschaft der Veranstaltung war eindeutig: Kitas leisten unverzichtbare Arbeit, sind aber personell und organisatorisch überlastet. Qualitätssicherung braucht klare Schwerpunktsetzungen, ausreichende Ressourcen und die Entlastung von fachfremden Aufgaben.
Jutta Schmitt-Lang betonte abschließend: „Wir können nicht von heute auf morgen alles auf den Kopf stellen, aber wir als CDU stehen dafür, dass die Bedürfnisse aus der Praxis hier im Landtag aufgenommen werden und an konkreten Lösungen gearbeitet wird. Die heutige Veranstaltung war ein wichtiger Baustein für den Dialog zwischen Politik und Fachleuten aus der Praxis, daran werden wir anknüpfen.“