Die CDU-Fraktion im saarländischen Landtag fordert einen Politikwechsel für die Bildungspolitik im Saarland. Im Interview kritisiert Fraktionschef Stephan Toscani die falschen Weichenstellungen der Landesregierung und macht eigene Vorschläge.
Herr Toscani, warum stellen Sie die Bildungspolitik in den Mittelpunkt?
Unsere Kinder brauchen eine ordentliche Bildung, damit sie eine gute Zukunft haben. Das ist wichtig für jede Einzelne und jeden Einzelnen, aber auch für das ganze Saarland. Denn gut ausgebildete Nachwuchskräfte sind von unschätzbarem Wert, erst recht in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Die Bedeutung des Themas kann also gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Hinzukommt, dass die Bildungspolitik im Wesentlichen in den Bundesländern gemacht wird, also von der jeweiligen Landesregierung. Und da läuft momentan hier bei uns im Saarland zu viel in die falsche Richtung.
Was genau läuft aus Ihrer Sicht verkehrt?
Das saarländische Bildungssystem hat gerade erhebliche Probleme. Die SPD-Alleinregierung schafft Sitzenbleiben weiter ab und bereitet nach meiner Einschätzung faktisch die Einheitsschule vor. Außerdem hat die SPD das erfolgreiche Sprachförderprogramm „Früh Deutsch lernen“ ersatzlos gestrichen. Immer mehr Kinder starten ohne ausreichende Deutschkenntnisse in die Schule. Das war ein großer Fehler, der umgehend korrigiert werden muss. Gleichzeitig herrscht in unseren Kindergärten akuter Personalmangel und es gibt zu wenig Plätze. Wir als CDU fordern deshalb einen Neustart in der Bildung. Dafür haben wir viele eigene Konzepte in den Landtag eingebracht.
Was wollen Sie ändern?
Da reichen aus unserer Sicht als CDU keine kleinen Korrekturen mehr. Wir brauchen im Saarland einen grundlegenden Richtungswechsel in der Bildungspolitik. Unsere Kinder müssen früh richtig Deutsch lernen. Dafür wollen wir als CDU zum Beispiel Tests im Vorschulalter, auch für Kinder, die keinen Kindergarten besuchen. Damit können wir dann gezielt unterstützen, wo es notwendig ist – rechtzeitig vor der Einschulung. Außerdem sollen unsere Kinder erfahren, dass Leistung und Einsatz sich lohnen. Wie es sich anfühlt, wenn man gewinnt, oder auch mal verliert. Wer ihnen die Chance nimmt, genau das zu erleben, der tut ihnen keinen Gefallen. Wir sind für klare Anforderungen an die Leistung statt Gleichmacherei. Deshalb darf es keine weitere Absenkung der Anforderungen an Schulabschlüsse geben. Und wir müssen wieder zur verbindlichen Versetzungsregelung kommen. Das Abschaffen des Sitzenbleibens führt am Ende nur zu einem schlechteren Bildungsniveau insgesamt.
Vor den Schulen kommen die Kindergärten. Wie sieht es da aus Ihrer Sicht aus?
In unseren Kitas ordnet die SPD-Landesregierung der Beitragsfreiheit alles andere unter. Dadurch leiden Qualität und Verlässlichkeit in der Betreuung massiv. Es gibt zu wenig Plätze. Viele Kitas kürzen die Öffnungszeiten. Fast überall fehlen Erzieherinnen und Erzieher, aber auch weitere Fachkräfte. Dabei brauchen wir beides: gute Qualität und Bezahlbarkeit. Was nützt es den Eltern, dass der Kita-Platz zwar nichts kostet, es aber zu wenig Plätze gibt und die Betreuungszeiten nicht verlässlich sind? Eltern brauchen verlässliche Standards, auch um Job und Familie zu vereinen. Deshalb arbeiten wir als CDU momentan an einem Gesamtkonzept, das Fachkräftebedarf, Platzausbau und Beitragsgestaltung in ein ausgewogenes Verhältnis bringt.
Was ist Ihnen noch wichtig?
Ich finde, private Handys haben an unseren Grundschulen nichts zu suchen. Andere Bundesländer oder auch Luxemburg haben das längst vorgemacht und ein Handyverbot eingeführt. Ja, Medienbildung ist sehr wichtig und sollte auch schon in der Grundschule beginnen. Dafür wurden im Saarland bereits ausreichend Tablets für alle Schulen angeschafft. Experten warnen seit Jahren vor den negativen Auswirkungen der immer früheren Nutzung von Smartphones, von Aufmerksamkeitsstörungen bis hin zu Verhaltensauffälligkeiten. Deshalb meine ich, wir müssen hier was tun.
Weitere Informationen: cdu-fraktion-saar.de/bessere-bildung